Camping Fazit

Die vergangenen zwei Wochen fanden auf 6 Rädern und auf relativ kleinem Raum statt. Hier soll ein kurzes Fazit zum gemieteten RV (Recreational Vehicle) folgen, wer weiss, vielleicht kann jemand davon profitieren. Der Camper wurde bei „El Monte“ gemietet. Viele der Motorhomes, die auf der Strasse gekreuzt werden, haben dieselbe Aufschrift – der Anbieter scheint somit gut vertreten zu sein und ein gewisses Vertrauen zu geniessen. Wir haben uns für ein Fahrzeug mit 22ft Länge entschieden, klein genug um noch ohne grössere Probleme durch alle National Parks zu kommen.

Im Paket enthalten waren 1’500 Freimeilen – wie sich heraus stellte, ein paar zu wenig. In Las Vegas waren rund 1’650 Meilen auf dem Zähler – das wird wohl noch ein paar $ zusätzliche Ausgaben nach sich tragen. Die Distanzen in Amerika täuschen halt einfach. Mal eben in die nächstgelegene Stadt kann gut und gerne auch mal 100 Meilen bedeuten – ganz speziell in der Wüste von Nevada.

Ausstattung

Über die Ausstattung kann man nicht viel schlechtes berichten. Der Camper ist mit allem (oder deutlich mehr) ausgerüstet, was man für eine Reise in den Staaten benötigt.

Küche

Der Gas-Herd ist sehr performant und wärmt das Wasser für den morgendlichen Instant-Kaffee in Null-Komma-Nix auf. Ein Gas-Backhofen ist ebenfalls verfügbar, wurde jedoch nie benötigt. Die Mikrowelle ist ebenfalls praktisch um mal Reste vom Vortag oder Convenience-Menus aufzuwärmen. Neben dem Kühlschrank ist auch ein Tiefkühler vorhanden. Beide Geräte werden automatisch mit Strom oder Gas betrieben, je nachdem, welche der beiden Energiequellen gerade verfügbar ist.

Badezimmer

Auch im Bad ist alles vorhanden, was man braucht. Die Dusche, die aus einer richtigen Duschkabine besteht, ist deutlich mehr als eine Notlösung. Das Klo – naja, ein Camper-Klo halt. Es ist halt da – für Notfälle oder bei ausserordentlicher Bequemlichkeit – also quasi extra für mich.

Wohnraum

Im Wohnraum sorgt eine Klima-Anlage (strombetrieben) für Kühlung und eine Strom-Heizung für Wärme. Beides gleichzeitig macht natürlich nicht so viel Sinn, aber je nach Standort ist man um eines der beiden sehr froh. Sowohl die Klima-Anlage wie auch die Heizung funktionieren sehr zuverlässig und schnell.

Entertainment

Für’s Entertainment wäre ein Flachbild-Fernseher und ein DVD-Player vorhanden gewesen. Nie gebraucht – das iPad und der Laptop hat diese Geräte obsolet gemacht. Trotzdem ein Pluspunkt für die Ausstattungs-Bewertung.

Stauraum

Der Stauraum reicht für zwei Wochen gut aus. Lediglich in der Küche fehlen die eine oder andere Schublade oder das eine oder andere Fach für Koch-Utensilien. Mit ein paar Schränken aus dem „Wohnbereich“ ging aber auch das relativ gut. Der zusätzliche Stauraum, welcher von Aussen zugänglich ist, dient perfekt als Stauraum für Dinge, die man im Camper eh nicht braucht – Koffer und Taschen beispielsweise.

Stromversorgung

Wer mich kennt, weiss, dass ich vermutlich das eine oder andere Gadget mit mir rumschleppe. Das eine oder andere ist zwar ein bisschen untertrieben, aber selbst damit kam ich aus. In den ersten Tagen musste zwar zweimal ein Walmart besucht werden, damit ich mich einrichten konnte, alle Geräte zu laden, aber danach hat das prima geklappt. Der gelernte Stromer weiss aus den vorhandenen Steckdosen ein paar mehr zu machen – und zwar dort, wo sie gebraucht werden. 😉 Für Strom sorgt entweder der Direkt-Anschluss auf einem Camping-Platz oder aber der verbaute Generator, der ziemlich zuverlässig funktioniert. Stromknappheit gibt es also quasi nicht. Nachteil am Generator ist natürlich, dass er Lärm macht und das möchte man als gesitteter Camper den Nachbarn nicht zwingend antun. Meisten war aber sowieso ein Direkt-Anschluss vorhanden. Solar-Zellen, welche die Akkus laden würden, gibt es leider nicht, wenn man aber nicht längere Zeit abseits von Camping-Plätzen haust, ist das nicht weiter tragisch.

Anschlüsse und Abflüsse

Alle Anschlüsse (und Abflüsse), die man braucht, sind (mehr oder weniger) bequem ans Fahrzeug-Äussere geführt. So braucht man beim Einrichten lediglich den Abwasser-Schlauch, die Wasser-Zuleitung und das Strom-Kabel anzuschliessen. Das Strom-Kabel ist fest im Auto verbaut und in einer kleinen Luke am Fahrzeug-Ende verstaut. Das kann zu „Unfällen“ führen. Hier hätte ich mir gewünscht, ein flexibles Kabel zu haben, welches man bei Bedarf anschliessen oder halt eben entfernen und irgendwo verstauen kann. Der Stauraum für das Kabel ist einfach zu klein und das Verpacken desselben deshalb jedesmal ein „Gefrikel“ (Nein, ich weiss nicht, ob es dieses Wort wirklich gibt).

Zustand

Der Zustand des Fahrzeuges ist mehrheitlich ohne Vorbehalte tip-top. Der Dunst-Abzug, welcher nach dem ersten Tag den Geist aufgegeben hat, konnte glücklicherweise selber repariert werden. Für den mitgereisten Handwerker hat das kein Problem dargestellt. 😉 Sonst gab es kaum Zwischenfälle – abgesehen davon, dass der Kühlschrank einmal nicht von Elektrisch auf Gas umstellen wollte und sich dafür entschieden hat, sich ein bisschen aufzuwärmen. Bemerkt wurde das leider erst etwas zu spät um alle Lebensmittel noch retten zu können.

Motorisierung

Ist man sich an ein Elektro-Auto oder den Mietwagen der Westküste gewohnt, ist die Motorisierung natürlich katastrophal. Aber für einen Camper dieser Grösse kommt man eigentlich ordentlich voran und kann es auch mal wagen, auf einer übersichtlichen Strasse einen Touristen zu überholen, wenn nicht gerade eine grössere Steigung befahren wird. Schliesslich soll ein bisschen Nervenkitzel nicht ausbleiben. Durch das Gewicht des Fahrzeuges und der Grösse des Motors wird das Absolvieren von Meilen jedoch zu einem teuren Spass. Es sind regelmässig Tage vorgekommen, an denen die Tanksäule 1-2x täglich besucht werden musste. Kostenpunkt für 3/4 eines Tanks belaufen sich so auf 100$ – nicht ganz günstig also.

Optik / Design

Aussen pfui und innen ebenfalls. Das Design und die Optik des RV ist ausserordentlich hässlich und meilenweit weg von zeitgemäss. Die Aussenfarbe des Fahrzeuges ist beige. Die Polster im Innenbereich erinnern an Sofas von anno dazumal, mit Mustern die so richtig retro sind. Optik ist Geschmacksache, aber ich für meinen Teil kann es nur „hässlich“ nennen. Ich wurde immer kurz eifersüchtig, wenn uns ein Fahrzeug von „Cruise America“ gekreuzt hat – mit ihrer weissen Aussenfarbe in Kombination mit hübschen Fotos von amerikanischen Sehenswürdigkeiten.

Bewertung

Ausstattung: 9/10
Zustand: 8/10
Motorisierung: 6/10
Optik & Design: 2/10
Total: 6.25/10

Unterschiede zu Europa

In Europa ist es – soweit ich weiss – gang und gäbe, ein mobiles Klo, bzw. einen Fäkalien-Tank im Auto zu haben, welcher regelmässig (an entsprechenden Stationen) geleert wird. Hier in Amerika sieht man eigentlich nur Wohnmobile, die einen „Dump-Anschluss“ haben. Dieser dient dazu, sowohl Abwasser wie auch Klo-Dinge direkt abzuführen. Befindet man sich also auf einem Camping-Platz mit sogenanntem Full-Hookup (alle Anschlüsse), wird der Abwasser-Schlauch direkt angeschlossen und alle Tanks geöffnet. So landet alles, was man eigentlich nicht im Fahrzeug will direkt in der Kanalisation und der geruchsintensive Gang zur chemischen Toilette für die Leerung – wie das in Europa der Fall ist – fällt weg. Eine gute Sache, eigentlich.

Rückgabe des Campers

Die Rückgabe des Campers verlief zuerst überraschend unkompliziert und speditiv. Nach nur 5min meinte die (zu diesem Zeitpunkt noch) nette Dame, dass alles in Ordnung wäre. Und dann entdeckte sie plötzlich einen Steinschlag an der Frontscheibe. Die Unterlagen des Standorts, an welchem wir den Camper entgegen genommen hatten, waren nicht mehr auffindbar – glücklicherweise hatten wir noch eine Kopie davon. Nach ein paar Telefonaten mit der Agentur meinte sie, dass dieser Steinschlag vorher nicht da gewesen sei und der Austausch der Frontscheibe koste $500.00 – Die Damen am Schalter waren nicht gerade gesprächsbereit und typisch amerikanisch muss mann sich natürlich absichern, wenn es Probleme gibt – schon bald lag das Papier vor mir, auf welchem ich unterzeichnen sollte, dass alles zur vollsten Zufriedenheit abgewickelt wurde und keine weiteren Schritte eingeleitet werden. Naja, die Versicherung, die wir vor der Reise abgeschlossen hatten, sollte für den Schaden aufkommen, so richtig professionell kam das verhalten der El Monte Leute trotzdem nicht rüber.