Warnung: Möglicherweise verstörende Inhalte

Wie das in der USA so üblich ist: Lieber einmal mehr auf Nummer sicher gehen: Dieser Beitrag könnte Bilder enthalten, die nicht jedermanns Sache sind. Wenn du nicht gern (ein bisschen) Blut siehst oder tote Tier-Kadaver bei dir Würgreize auslösen, dann mach dich bereit, besonders schnell zu scrollen oder lass es ganz bleiben, diesen Beitrag zu lesen – aber du verpasst halt einfach eine Wahnsinns-Story – wäre irgendwie schade!

(Ganz so ernst ist diese Warnung nicht gemeint, aber Blut und Tier-Kadaver kommen trotzdem vor..)

Ein Tag in Lebensgefahr

Richtig dramatisch, dieser Titel, nicht? Das war ein sogenanntes Clickbait – Marketeers unter euch, wissen vermutlich, was das ist. 🙂 Aber trotzdem. Angefangen hat der Tag damit, dass ich mich innerhalb von 3 Minuten zweimal an der Hand verletzt habe. Zuerst habe ich mich beim abdrehen des Dump-Schlauchs (Abwasser und so..) an einem rausstehenden Stahldraht aufgespiesst. Direkt unter dem Daumen. Das hat erstmal weh getan und dann war die Hand rot. Nicht so tragisch, dachte ich mir und habe mich daran gemacht, das Elektro-Kabel in die dafür vorgesehene Öffnung zu verstauen. Das Kabel ist lang und starr, die Öffnung ist klein, die Temperaturen waren niedrig. Und so habe ich förmlich damit gerechnet, dass ich mir die Finger beim rein stopfen an der kleinen Öffnung aufkratze. Und ja, das ist dann auch geschehen – und wieder diese Farbe.

Selbstverständlich bin ich an beiden Verletzungen beinahe gestorben. Beinahe! Und dadurch (oder durch sonst irgendwas) habe ich wohl irgendwie die Angst verloren. Denn am späteren Nachmittag war es mein erklärtes Ziel, endlich so eine viel „beworbene“ Klapperschlange ausfindig zu machen. Am Fluss, welcher entlang des Campground verläuft, habe ich ungefähr alles unternommen, was man hört und liest, tunlichst zu unterlassen, wenn man keiner Schlange begegnen möchte.

Don't #1: Niemals durch hohes, unübersichtliches Gras treten

Schon der Weg zum reissenden Fluss war etwas umständlich. Doch diese Hürde war schnell genommen und schon stand ich am Fluss-Ufer, wo hohes Gras neben den Steinen am Fluss wächst. Da muss so eine Schlange sein, dachte ich mir. Da ich nicht ganz lebensmüde bin, habe ich mir vorher noch rasch einen kurzen Stock gesucht, welcher bei einer allfälligen Begegnung mit einer Schlange eventuell helfen könnte. Keine Ahnung, vermutlich nicht, aber ich habe es mir eingebildet und mich wahnsinnig stark gefühlt mit diesem Holz-Stückli in der Hand.

Also bin ich los gelaufen, durch’s hohe Gras, den Stock in der einen Hand, das Stativ in der anderen und die Kamera um die Schulter geschnürt. So richtig agil, falls wirklich was sein sollte. Sicherlich ein Vorbild für jeden, der sich auf die Suche nach einer Schlange macht. Leider wurde ich im hohen Gras enttäuscht. Kein Klappern, kein Schleichen, kein Zischen, kein Züngeln. Also bin ich zurück zum Fluss-Ufer.

Don't #2: Niemals grosse Steine bewegen

Am Ufer sah ich ein paar grosse Steine. Und alles, was nicht niet- und nagelfest war (und meine Kräfte nicht überfordert hat), habe ich angehoben, umgedreht, bewegt, verschoben. Und immer wenn ich irgendwas berührt habe und danach in der Nähe ein Rascheln gehört habe, blieb mein Herz kurz stehen. Immer wieder habe ich mir eingebildet, dass endlich der grosse Moment da ist und ich einer gefährlichen Klapperschlange begegne. Meistens waren es Frösche oder Echsen. Weit weniger gefährlich und wohl noch ängstlicher als eine Schlange. Kurz nachdem ich dachte, ich hätte eine „alte Haut“ einer Schlange gefunden, stellte sich heraus, dass es nur eine Art Haut von einer Libelle war. Also weiterhin kein Glück.

Don't #3: Meide Steinhöhlen und Unterschlüpfe

Da! Direkt am Ufer befand sich ein Flacher, grosser Felsblock, unter welchem sich eine grössere Höhle befand. Da drunter musste sich einfach eine (Klapper)schlange eingenistet haben. Das Stativ habe ich kurzzeitig bei Seite gestellt, denn wenn mir hier beim Auskundschaften der Höhle eine Schlange entgegen schnellen würde, wäre ich wohl froh, nicht beide Hände voll zu haben um wenigstens ein bisschen agiler beim Ausweichen zu sein. Ich war also bereit, habe mich unter den Stein geduckt und erstmal geschaut, was ich so sehen konnte. Erstmal leider nicht viel, denn viel Licht war da unten nicht. Mit meinem Holz-Werkzeug versuchte ich, das Gras, welches den Eingang zum Unterschlupf verdeckte, etwas zur Seite zu schieben, um etwas mehr zu sehen. Ich hätte mir gewünscht, eine Taschenlampe dabei zu haben, denn etwas mulmig wurde mir doch plötzlich, als ich ein Rascheln hörte. Nur Sekundenbruchteile später, bemerkte ich, dass ich das Rascheln selber verursacht habe – mit dem lose rum hängenden Riemen an meinem Kamera-Gürtel. Zurückgeschreckt bin ich trotzdem schon und der Puls wurde mal eben rasch verdoppelt. Ach, diesen Nervenkitzel habe ich so richtig gebraucht.

Don't #4: Trage keine kurzen Hosen und flache Schuhe

Okay, das hat jetzt nicht viel damit zu tun, eine Schlange zu finden, aber meine Kleidung bestand aus kurzen leichten Shorts. Das „gute Schuhwerk“, welches empfohlen wird, waren bei mir ganz einfach Flip-Flops – ich bin mir nicht ganz sicher, ob das in die Kategorie „gutes Schuhwerk“ fällt, vermutlich aber schon. Oder?

Fazit

Leider wurde ich bis zum Schluss nur immer wieder enttäuscht. Irgendwie hatte ich von Anfang an nicht so richtig geglaubt, dass ich tatsächlich Glück haben würde, aber ich wollte es zumindest nicht unversucht lassen, bevor es schon bald aus der Heimat der Klapperschlangen geht. Spannend war es trotzdem. Bei der Suche nach Schlangen habe ich so einiges anderes gefunden – vom kleinen Frosch, über Libellen-Überreste bis zur Echse oder dem toten grossen Vogel, welcher durch was auch immer zu Tode kam und am unwegsamen Ufer gelegen hatte.

Am Nächsten habe ich mich einer Klapperschlange gefühlt, als ich dem Fluss entlang die hohen Gräser abgesucht hatte und mir plötzlich einbildet, ein Klappern zu hören. Minutenlang habe ich dem „Klappern“ gelauscht. Es kam aus einem Gras-Büschel, welcher sich inmitten des treibenden Flusses befand. Klappern ist irgendwie das falsche Wort. Ich habe mich vor meinem Abenteuer ein bisschen zu wenig vorbereitet (nämlich gar nicht), um zu wissen, wie eine Klapperschlange wirklich klingt, aber ich war mir fast sicher, dass es dieses Geräusch sein musste. Ich habe da gestanden und gewartet, bis sich irgendwas bewegt. Schlussendlich habe ich herausgefunden, dass sich ein trockener Grashalm im Wasser durch die Strömung hin- und her bewegt und dadurch das Geräusch entstand.

Nach meiner Expedition habe ich mich noch ein bisschen mit den Klapperschlangen befasst. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, das vorher zu tun. Ich habe ein paar spannende Sachen über die Tiere gelernt – zum Beispiel, dass bis heute nicht geklärt ist, warum die Klapperschlange eine „Rassel“ am Ende ihres Schwanzes haben, um ihren Widersachern ihren Unmut auf akustische Art und Weise zu symbolisieren.

Tja, so endete das Abenteuer „Klapperschlange“ für heute erstmal. Da war nichts zu machen. Ich bereue ein bisschen, dass ich diesen Mut nicht schon hatte, als wir auf dem Camping waren, in welchem vor den Klapperschlangen im Campground explizit gewarnt wurde. Da hätte ich vermutlich bessere Chancen gehabt.

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