Nachdem wir die Jahre zuvor meistens mit dem Wohnmobil unterwegs waren, wollten wir im Jahr 2014 mal wieder etwas anderes ausprobieren und haben uns relativ bald für einen Roadtrip mit unserem eigenen PW entschieden. Die Destination war ebenfalls relativ schnell geklärt – es sollte Irland werden. Eine Ecke in der man nicht so oft ist, mit dem Auto aber trotzdem noch einigermassen gut hin kommt.

1984

Fotos

4480

gefahrene KM

21

Schafe auf der Strasse

Planung / Vorbereitung

Eigentlich hatten wir vor, den Roadtrip alleine und ohne Hilfe zu planen. Nach einigen Stunden, die mit umständlichem suchen, surfen, recherchieren drauf gingen haben wir dann mal nach Erfahrugsberichten von anderen gesucht und Google mit dem Auftrag “Roadtrip Irland” gefüttert. Das Resultat welches uns gleich ins Auge stach war jedoch kein Erfahrungsbericht sondern viel mehr eine aus der Schweiz stammende, aber in Irland tätige Agentur: Shamrock Reisen. Es war gerade Sonntag Nachmittag und wir hatten nicht mit einer Reaktion auf den zur Verfügung stehenden Chat gerechnet – falsch gedacht! Umgehend stand uns eine angenehme Gegenstelle zur Verfügung, die unseren Unklarheiten Frage und Antwort stand. Die Agentur macht exakt das, was wir gesucht haben – sie plant Roadtrips (aber auch Boots- oder Golfferien) in Irland und bietet einen grossartigen Kundendienst! Ich habe keinerlei Aktien auf die Agentur, aber die Erfahrungen waren von A-Z dermassen positiv, dass ein bisschen Werbung erlaubt sein muss.

Jedenfalls wurde dann zusammen mit der Agentur eine Reiseplanung erstellt. Die Übernachtungen sollten vorwiegend in Bed & Breakfast Häusern stattfinden, abgewechselt durch die eine oder andere Hotelübernachtung. Als Abrundung und kleiner Höhepunkt haben wir uns für eine Übernachtung im Schloss entschieden. Die Route sollte uns rund um Irland (und Nordirland) führen. Die Übernachtungen wurden direkt durch Shamrock Reisen gebucht und wir hatten uns quasi um nichts mehr zu kümmern.

Anreise

Unser erstes Ziel in Irland war Rosslare. Bekanntlich ist Irland eine Insel, weshalb wir den Teil zwischen Frankreich und Irland mit der Fähre überwunden haben. Von der Normandie (Cherbourg) brachte uns die Fähre innerhalb von knapp 20 Stunden über Nacht nach Rosslare in einer sehr ruhigen Überfahrt. Zeitweise hauchte nicht das geringste Windchen, was auf einem so grossen Kahn mit voller Reisegeschwindigkeit fast etwas surreal wirkte.

Cork & Cobh

In Rosslare angekommen, haben wir uns erstemal auf die Suche nach Internet gemacht – meistens eine der ersten Tätigkeiten in einem fremden Land.  Wir wussten, dass es in Wexford einen Vodafone Store gab, dass wir direkt beim ersten Versuch auch dort landeten war jedoch eher Zufall als gute Vorbereitung. Punkt 1 auf der ToDo Liste war somit schonmal erledigt und das nächste Ziel sollte der Leuchtturm am Hook Head sein. Eigentlich ein sehr schöner Leuchtturm, leider hat uns aber Irland mit Regenwetter willkommen geheissen, sobald wir aus dem Auto ausgestiegen waren. Entsprechend kurz fiel der Besuch aus und wir machte uns weiter in Richtung Cork, unserer ersten B&B Stätte.

Im Fernroyd House wurden wir von Tony liebenswert in Empfang genommen. Anfangs ist uns ein Schild beim Eingangsbereich aufgefallen, auf welchem zu lesen war: «Arrive as strangers, leave as friends». Das Schild war Programm! Wir haben uns wunderbar willkommen gefühlt und Tony und Avril sind grossartige Gastgeber! Wir würden dieses B&B jedem uneingeschränkt empfehlen! Super lage, tolle Gastgeber, nette Gespräche, süsse Haustiere und leckeres irisches Frühstück!

Auf den spuren der Titanic stand am nächsten Tag das Städchen Cobh auf dem Programm. Am Hafen von Cobh hat damals die Titanic abgelegt, als sie ihrem Schicksal entgegen trieb. Der originale Landungssteg ist immernoch vor Ort vorhanden, wenn auch nicht mehr in einem super Zustand und verstärkt durch neue Holzbalken. Am selben Ort befindet sich auch ein kleines, aber toll gemachtes Museum zur Titanic. Die Eintrittskarte ist ein Boarding Ticket eines zufälligen, ehemaligen Passagiers. Am Ende der geführten Tour erfährt man an einem Computer, wie das Schicksal dieses Passagiers aussah. Das Museum ist gespickt mit interessanten Facts zur Titanic und dessen Untergang – unter anderem auch Sachen, die man vorher nicht einfach so wusste, weil sie bereits lang und breit getreten wurden.

Cashel

In Cashel befindet sich der bekannte Rock of Cashel, dem irischen Wahrzeichen schlechthin. Als Fotografie-Begeisterter war das natürlich ein Pflichtbesuch. Nachdem wir über Hügel, Steine, Strassen und Wege einmal um den ganzen Berg gewandert waren, war der Ort für das perfekte Foto dann auch gefunden. Blöd nur, dass das Wahrzeichen im Moment renoviert wurde und durch ein hässliches Baugerüst verunstaltet wurde. Trotzdem wirkt das Bauwerk super in der irischen grünen Landschaft.

Giant's Causeway

Der Giant’s Causeway besteht aus ca. 40’000 gleichmässig geformten Basaltsäulen, die ein Alter von etwa 60 Millionen Jahren aufweisen. Viele davon haben einen sechseckigen Querschnitt und sehen alles andere als zufällig entstanden aus. Gemäss Geologen entstand dieses eindrückliche Muster durch extrem langsam abkühlende Lava. Jedenfalls wusste ich sofort, dass wir da hin mussten, als ich ein Foto davon gesehen hatte. Und so taten wir es dann auch, an einem schönen, lauen Abend fuhren wir los um bis zum (oder kurz nach dem) Sonnenuntergang vor Ort zu sein. Ein Besuch zu dieser Uhrzeit bringt nicht nur die Möglichkeit von Langzeitaufnahmen mit sich sondern auch sogut wie menschenleere Steine, was für allfällige Fotos seeeehr viel wert ist. Fast vier Stunden haben wir am Giant’s Causeway verbracht und dabei sind einige gute Fotos entstanden. Einen Dank an meinen Schatz – für die Geduld in dieser Nacht. 😉

Guinness Brauerei

Die Guinness Brauerei, bzw. das Guinness Storehouse wurde uns vor unserer Reise nach Irland von verschiedenen Seiten empfohlen. Artig wie wir sind, haben wir uns selbstverständlich daran gehalten und dem leckeren Bier einen Besuch abgestattet. Das Storehouse hat uns schnell gefallen. Modern eingerichtet und versehen mit spannenden Details zum dunklen Trank. Natürlich haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, das perfekte Guinness unter Anleitung von Profis selber zu zapfen um es uns danach direkt in unsere Hälse fliessen zu lassen.

Verkehr & Strassen

Ein bisschen Sorgen hatten wir uns gemacht, weil wir in einem Land mit Linksverkehr mit einem links gelenkten Auto unterwegs waren. Der Vorteil gegenüber einem Mietauto ist wohl klar; man braucht sich nicht doppelt umzugewöhnen (Auto und Strassen) sondern sich nur auf die Strassen zu konzentrieren während das Auto fast wie von selbst bedient werden kann. Die Umgewöhnung auf den Linksverkehr ging erstaunlich schnell. Gerade auf Nebenstrassen ist es aber anfangs schon mal vorgekommen, dass man sich bei einem Abzweiger plötzlich auf der falschen Strassenseite wiedergefunden hatte. Nebenstrassen sind aber glücklicherweise nicht sehr dicht befahren – hat also wohl keiner gemerkt.

Man hört immer, dass die Iren enge Strassen haben. Ich würde das so beschreiben: Es gibt enge Strassen, sehr enge Strassen und irische Strassen! Hiermit kann ich offiziell bestätigen; besonders Nebenstrassen sind extrem eng gebaut, um einen LKW zu kreuzen muss man dann schon dafür sorgen, dass zumindest der Seitenspiegel mit den Sträuchern am Strassenrand Bekanntschaft macht, damit nicht der Seitenspiegel auf der anderen Seite mit dem LKW unliebsame Bekanntschaft macht.

Weiter kommt es durchaus vor, dass Schafe hier und dort ohne Warnung die Strasse überqueren. Die weissen, wolligen Verkehrsteilnehmer nehmen es dabei mindestens genauso gemütlich wie die Iren selber – ich weiss nicht genau, wer es von wem abgeschaut hat.

Menschen & Kultur

Es ist unglaublich! Die Leute in Irland sind einfach nur grossartig! So ein freundliches, zuvorkommendes und geduldiges Volk habe ich noch nie erlebt.

Das fängt schon bei der Begrüssung («Hello, how are you?») an. Zwar würden die Einheimischen wohl schräg schauen, wenn man eine ausführliche Antwort auf die Frage geben würde, aber allein die Frage zu stellen wirkte auf uns (Touristen) irgendwie sympatisch und herzlich.

In Warteschlangen ist es wohl ein Klassiker: Ich möchte behaupten, es ist in Irland nicht möglich, länger als 20 Sekunden in einer Warteschlange (egal welcher Grösse) zu stehen, ohne dass man direkt in ein Gespräch verwickelt wird. Meistens ist es netter Smalltalk über das Wetter, die Umgebung oder den Reiseverlauf. Aber dennoch ist das ein Vielfaches besser als stumm in sein Smartphone zu starren. I like!

Auf den Strassen sind die Irländer auch äusserst geduldig. Es ist gut und gerne möglich, dass sich in einem Dorf zwei Autos kreuzen, die Fahrer sich kennen und ein kurzes Gespräch von Autofenster zu Autofenster führen. Aber was passiert, wenn hinten ein Auto wartet? Hup-Konzert? Beschimpfungen? Unschöne Gesten? — Nichts von alldem! Es wird einfach gewartet bis das Gespräch ein Ende findet und dann gemütlich weiter gefahren.
Oder überholen in Irland? — Kein Problem, der Überholte bremst und sorgt dafür, dass man möglichst schnell und ohne Stress vorbei kommt. Der Überholende bedankt sich selbstverständlich mit einer kurzen Warnblink-Show.

Landschaft & Wetter

Die Landschaft in Irland ist durchaus sehenswert. Wir haben uns vor allem an den Küsten bewegt, aber auch diese bieten schon genug Abwechslung. Endlose Sandstrände zum Einen, hohe Klippen zum Anderen. Das Grün der Wiesen und Wälder scheint irgendwie grüner als hierzulande, es ist aber gut möglich, dass dies nur eine subjektive Wahrnehmung ist, denn was man kennt ist ja (leider) von Grund auf schon langweilig.

Über das Wetter in Irland und dem Vereinigten Königreich wird oft gescherzt. Entweder hatten wir riesiges Glück oder das Wetter ist bei Weitem nicht so schlimm wie man immer hört. Klar, es gibt Regenfälle, aber wenn immer es geregnet hatte, konnten wir darauf zählen, dass es nur wenige Stunden später wieder schön, zumindest aber trocken ist.

Fazit

Irland ist ein Reiseziel, welches ich jedem uneingeschränkt empfehlen würde, wenn er denn nicht mit einem LKW-grossen Wohnmobil durch das Land ziehen will. Wir haben knapp drei Wochen in diesem Land verbringen dürfen und waren von A-Z begeistert. Tolle Leute, schöne Landschaften, gutes Bier und weite, unberührte Natur!