Schon öfters haben wir davon gehört, dass Ferien auf einem Hausboot ganz witzig sein sollen. So haben wir uns Ende 2014 dann tatsächlich mal vorgenommen, das auszuprobieren. Da wir ausserdem schon länger Holland auf unserer Ferien-Todo-Liste hatten, konnten wir beides kombinieren.

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Fotos

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Tesla KM

438

Verbrauchte kWh

~117

Boots-KM

Planung / Vorbereitung

Nach dem üblichen google’n, hatten wir uns für den Anbieter LeBoat entschieden. LeBoat bietet Hausbootferien in diversen europäischen Ländern an – unter anderem auch in Holland. Da das unsere ersten Hausbootferien werden, hatten wir uns entschlossen, das Boot lediglich eine Woche zu mieten und statt einer One-Way-Tour eine Rundfahrt zu buchen, bei welcher der Abfahrts- und Ankunftshafen der selbe war: Woudsend.

Anreise

Selbst die Anreise ist für einmal spannender als man das erwarten würde. Normalerweise könnte man ja auch einfach sagen: “Wir sind mit dem Auto knapp 900km gen Norden zu unserem Ziel gefahren.” Diesmal muss ich jedoch ein klein wenig ausholen – denn die Reise nach Holland war die erste grosse Reise mit unserem nagelneuen Model S von Tesla. Nagelneu heisst in diesem Fall exakt drei Tage alt.
Tesla selber gibt eine Reichweite von bis zu 550km pro Ladung an. Jedoch mussten bei unserer Reise einige Details beachtet werden, welche diese Reichweite minimieren: 21″ Räder, 4 Leute im Auto und sowohl Trunk wie auch Frunk (Kofferraum in der Fahrzeug-Front) mit Gepäck vollgestopft. Zudem liegt ein beachtliches Stück der deutschen Autobahn auf dem Weg und da will man mit so einem Fahrzeug vielleicht nicht unbedingt mit amerikanischen 70 Meilen rum “tuckern”. Aufgrund der Unerfahrenheit waren wir relativ vorsichtig, was die Reichweite betrifft. So kam es, dass wir auf dem Hinweg nach Woudsend insgesamt 4 Ladestopps gemacht haben – das Navigationssystem des Model S hat uns die optimalsten Standorte dazu angegeben und uns sogar mitgeteilt, wie lange wir an jeder Station laden müssen, um zum nächsten Ladepunkt zu kommen. Durchschnittlich haben wir wohl eine knappe halbe Stunde an den Superchargern verbracht. Die gesamte Reisezeit wurde zum einen dadurch, zum andern durch kleinere Staus und einen zusätzlich eingeplanten Einkauf in Holland auf fast 12h summiert.

Das Boot

In Woudsend angekommen, haben wir uns erstmal auf die Suche nach dem LeBoat Hafen gemacht. Die anwesenden Leute haben bereits auf uns gewartet und unser Boot (Royal Mystique) war schnell gefunden. Der erste Eindruck war gigantisch. Der 13-Meter-Koloss schaukelte völlig unbeeindruckt im Hafen vor sich hin während wir uns fragten, wie man so ein Ding durch die holländischen Kanäle manövrieren sollte. Das Boot war überraschend modern und neuwertig und der Innenraum äusserst ansprechend. Die beiden Kabinen – man müsste sie gerechterweise eher Zimmer nennen – waren grosszügig mit Doppelbett und Stauraum ausgestattet. Zu jeder Kabine gehörte ausserdem eine separate Dusche und ein WC mit Waschtrog. Zwischen den beiden Kabinen befand sich der Aufenthaltsraum und die Küche. Letztere war ausgestattet mit allem, was man braucht: Kühlschrank, Gefrierfach, Backofen, Gasherd, Mikrowelle – nur die Delizio Kapsel-Kaffeemaschine mussten wir selber mitbringen.  Im Wohnbereich hing ein 17″ Flachbildfernseher von der Decke und für die Beschallung diente ein eingebautes Autoradio. Nicht zu vergessen natürlich das grosszügige Sonnendeck – mit fest verbautem Elektro-Grill. Alles in Allem war das Boot grossartig ausgestattet. Für die Stromversorgung bei Anlegestellen in freier Natur werkelte hin und wieder ein zuschaltbarer Diesel-Generator. Denn mit der Zeit mussten wir feststellen, dass der Kühlschrank nur mit 230V funktionierte. Es ist zwar ein Wechselrichter im Boot verbaut, jedoch reicht die 12V-Batterie gerade mal ein paar Stunden, wenn der Motor und der Generator ausgeschaltet sind. Das mussten wir feststellen, als wir das mit Freude eingekaufte Eis plötzlich in flüssiger Form aus dem Gefrierer nehmen mussten. An den Hafenplätzen ist aber sowieso meistens Landstrom vorhanden und die meisten Nächte haben wir irgendwo in einem Hafen verbracht.

Die Einführung

Nachdem unser Gepäck provisorisch im Boot verstaut war, ging es auch schon los auf eine kleine Einführungsrunde mit dem LeBoat Personal. Hier eine Kurve, dort ein Wendemanöver, ein kurzer (abgebrochener) Anlegeversuch und die Einführung war zu Ende. In technischer Hinsicht wusste das Personal nicht allzuviel, denn das Boot war für uns ganz neu in Woudsend angekommen. Das Handbuch an Board stellte sich während der Woche ebenfalls als unbrauchbar heraus. Diverse Schalter waren schlichtweg falsch angeschrieben, der Offen-Geschlossen-Status des Gashahns war genau falsch herum beschrieben – das Schildchen neben dem Gashahn ebenfalls falsch herum montiert. Man hatte uns versichert, dass der Kühlschrank an 12V läuft – ebenfalls falsch. Das Bimini Sonnendach war bei der Übergabe noch nicht montiert – als wir das nachholen wollten, stellten wir fest, dass das Befestigungsmaterial fehlt. Alles in Allem mussten wir also durchaus ein bisschen zu spüren bekommen, dass das ein junges Boot in der Flotte war – nichtsdestotrotz sind wir absolut zufrieden mit unserer Wahl dieses Deluxe-Bootes.

Die erste Nacht

Auf jeden Fall haben wir uns entschlossen, nach der Einführung nicht direkt los zu fahren sondern uns erstmal im Boot einzurichten und uns ein bisschen Zeit für die Anklimatisierung zu nehmen. Ich hatte mich im Voraus gefragt, wie leicht ich auf dem schaukelnden Boot Schlaf finden werde, aber es sollte sich herausstellen, das dass überhaupt kein Thema war. Das Boot hat sich im Wasser selbstverständlich ständig bewegt, aber als störend konnte ich das definitiv nicht einstufen. Auf jeden Fall sind die Bewegungen auf so einem verhältnismässig kleinen Schiff deutlich angenehmer als es z.B. auf der Fähren-Überfahrt nach Irland der Fall war.

Und dann ging es los

Es gibt doch eigentlich schlimmeres, als die Sonne, die einen am Morgen per Gesichts-Direkt-Anstrahlung weckt, trotzdem stellten wir fest, dass wir wohl vergessen hatten, die Luke über unserem Bett mit einem Vorhang abzudecken. Denn hell wurde es schon früh. Das war dann auch der erste Task für diesen Tag. Der zweite war das Morgenessen und danach, ja danach, konnte es endlich los gehen…

Primärziel: De Alde Feanen Nationalpark

Unser erstes Hauptziel war der Nationalpark De Alde Feanen im Nordosten von Woudsend. Da wir noch nicht abschätzen konnten, wie weit wir an einem Tag überhaupt kommen, entschlossen wir uns, die erste Etappe langsam und gemütlich anzugehen und versuchten, nach Sneek zu kommen. Naja, langsam und gemütlich war sowieso das einzige, was mit dem Boot möglich war. Unser GPS-Tracker informierte uns, dass wir mit höchstens 12km/h unterwegs waren – und das bei höchster Motoren-Drehzahl. Aber wir waren schliesslich auch in den Ferien, da war Stress ganz klar fehl am Platz. Anfangs fuhren wir mit geschätzten 8km/h, da es aber auf den Kanälen wirklich recht gemütlich zu und her ging und die meisten Boote auf anderen Rücksicht nahmen, wagten wir alles und beschleunigten in Sekundenbruchteilen auf eine berauschende Geschwindigkeit von ca. 10km/h. Wahnsinn wie das Adrenalin durch unsere Adern schoss. Äh nein sorry, es war leicht anderst: Wir schoben den Gasknüppel ganz nach vorne und innerhalb von ca. 10 Sekunden waren wir unmerklich schneller unterwegs. Nach einer halben Stunde Vollgas machte sich das Boot bemerkbar. Vielleicht war es Musik, aber wir nahmen das schrille, laute, dröhnende Geräusch eher als total kritischen Alarm wahr. Wir hatten aber keine Ahnung, was das bedeuten könnte und verständigen konnte man sich bei dem Lärm eigentlich auch nicht mehr. Wir stellten den Motor auf Leerlauf und nach 3 Minuten ratlosem Achselgezucke auf dem Deck ging der Alarm aus. Wir haben versucht, die Instrumententafel und das Handbuch zu Rate zu ziehen, beides davon wollte uns aber keine genauen Infos geben. Lediglich die Motor-Temparatur schien mit ca. 120°C ein bisschen hoch zu sein. Der eingeleitete Leerlauf und das darauf folgende Abklingen des Alarms liess uns schliessen, dass wir wohl eine zu hohe Drehzahl gewählt hatten. Wir stellten aber sowieso keine grosse Geschwindigkeitszunahme zwischen 2200 und 3000U/min fest,  also ging es ab sofort mit maximal 2200U/min weiter und der Alarm ertönte die gesamte Woche kein weiteres Mal.

Über Städte, Leute und Landschaft

Die kleinen und mittelgrossen Dörfer in der Umgebung haben uns sehr gut gefallen. Sneek zum Beispiel ist sehr empfehlenswert – das hat uns so gut gefallen, dass wir gleich zweimal in einer Woche zu Besuch waren. Aber auch in Woudsend, Grou oder Warten findet man nette Leute und schöne Plätzchen.

Die (meisten) Menschen in Friesland sind sehr angenehm und offen. Es ist nicht schwer mit ihnen ins Gespräch zu kommen – es sei denn, sie sprechen nur Friesisch und Holländisch, und das kommt hier auf dem Lande doch hin und wieder vor.

Dafür, dass das Land komplett flach ist, ist die Landschaft sehr schön. Die Kanäle werten das Bild deutlich auf und die Windräder die im ganzen Land verteilt sind sprechen wohl für sich. Alles in allem war ich von der Natur, der Landschaft und der gemütlichen Dörfer sehr positiv überrascht.

Keine Ausweispflicht?

Die Hausboote, die man überall mieten kann, benötigen normalerweise keine Bootsführer-Prüfung. Nach dieser Woche bin ich darüber recht erstaunt. Klar, die Boote sind langsam unterwegs aber dennoch sind auch andere, grössere und teurere Boote auf den Kanälen unterwegs und das navigieren durch die Mini-Kanäle der kleinen Dörfer und Städtchen ist nicht gerade ohne, wie ich finde. Wir hatten glücklicherweise ein bisschen Erfahrungen mit dem Steuern eines Bootes, aber so ein grosses Schiff mit starrer Welle steuert sich dann doch noch ein bisschen anders als ein Aussenbord-Böötchen auf einem schweizer See.

Fazit der Bootsreise

to be updated

Amsterdam

Nachdem unser Boot wieder sicher am Hafen angemacht war und wir das etwas minimierte Gepäck in das Auto geladen hatten, ging die Reise für uns weiter nach Amsterdam. Eineinhalb Autostunden von Woudsend entfernt lag unser Hotel Golden Tulip im Westen von Amsterdam. Ein tolles Hotel mit toller Ausstattung. Und nach den Nächten im Boot eine schöne Abwechslung. Alleine die Dusche mit Regenwasser-Brause (oder wie man das Teil auch nennen mag), hat meine Glückshormone aufwecken lassen – das hat vielleicht gut getan. Das Hotel würde ich jedem uneingeschränkt empfehlen. Tolles Essen, hervorragend zuvorkommendes Personal, moderne Ausstattung und ein Touch-Display für die Status-Einstellungen “Do not disturb” oder “Clean Room”!
Die Lage im Westen ist okay – für die Reise in die Innenstadt muss man aber auf zwei verschiedene Tram-Linien zurückgreifen – oder man ruft sich einfach ein uber. Innerhalb von ca. 15 Minuten findet man sich in der Innenstadt wieder – falls man eine passende Tram-Verbindung erwischt.