Erster Eindruck

Kennt ihr das? Wenn man an einen Ort kommt und man schon nach 5 Minuten spürt, ob einem der Ort sympatisch ist oder nicht? Genau so ist es mir in New York passiert. Vom Newark Airport ging es per Zug an die Pennsylvania Station. Aus dem Zug ausgestiegen und schlussendlich einen Ausgang gefunden war es da also, das grosse, berüchtigte, voll gepackte New York. Der Weg zum Hotel wurde zu Fuss absolviert – waren ja schliesslich nur ein paar wenige Blocks (NYC-Kenner wissen, was „ein paar Blocks“ heissen kann). Während wir an der einen oder anderen Strassenecke standen, unsere Rollkoffer durch die Strassen schleppten und uns in Richtung Hotel kämpften hatte ich diesen Eindruck, dass mir diese Stadt nicht gefallen wird. Aus welchen Gründen konnte ich mir bis dahin aber noch nicht so richtig erklären.

Gansevoort Park Hotel

Danke @Dimitry (James) für den Tipp – das Hotel ist toll gelegen, modern eingerichtet und bietet einen Service, der bewirkt, dass man sich wichtig vorkommt. An der Ecke Park Street & 29th Avenue befindet man sich in Gehdistanz zur Grand Central Station und zum Empire State Building. Okay, Gehdistanz ist eine relative Aussage, denn schlussendlich sind wir auch bis zum Times Square gelaufen, wobei dann aber schon ein paar Blocks zurückgelegt werden mussten.

Times Square

Der Times Square macht schon Eindruck. Man fühlt sich an einem komplett anderen Ort, wenn man vor den hellen Leuchtwänden, den beleuchteten Gebäuden und inmitten hunderter Leute steht und den Platz einfach auf sich wirken lässt. Schon ziemlich eindrücklich. Aber als Mensch, der grosse Menschenansammlungen eher vermeiden möchte, ist es dann vielleicht doch nicht das beste zur Entspannung.

Empire State Building

Kaum in NYC angekommen, war erstmal der Plan, das Empire State Building zu besuchen. Kaum angekommen, befanden wir uns in der ersten Schlange. Vielleicht hätte man sich vorher überlegen sollen, was wohl die beste Zeit für einen Besuch ist. Die Schlange war jedoch schon nach 2min absolviert – Freude herrscht! Blöd nur, dass eine weitere folgte – im innern des Gebäudes. Aber auch diese war nicht ewig lang und schon nach 10min waren wir endlich durch. Ah Moment, da folgt die nächste Schlange – und diese ist ziemlich lange. Nette Mitarbeiter des ESB versuchen sogenannte VIP-Tickets an den Mann zu bringen und das mit den Worten: „Do you like to save 2 hours waiting time? Buy a VIP-Ticket now.“ – Moooment, hat der Typ gerade „2 hours“ gesagt? Das war der Moment, in dem die ersten Leute die Schlange verliessen und enttäsucht zurück zum Ausgang schlenderten. Nicht viel später haben auch wir das getan – und gedacht, es wäre vielleicht eine gute Idee, gleich am Morgen früh um 8am nochmal hier aufzuschlagen um ohne Wartezeit zum Aufzug zu kommen.

So kam dann der nächste Tag – Ausschlafen? Fehlanzeige! Schliesslich war es das erklärte Ziel, um 8am am Empire State Building zu stehen. Vor dem Gebäude – keine Schlange! Im Gebäude – keine Schlange! Die Freude liess ein bisschen nach, als wir in den zweiten Stock kamen und dort wieder eine ähnliche Schlange vor fanden, wie wir sie schon den Abend zuvor gesehen hatten. Jedoch ging es einiges zügiger voran und wir waren schon nach ca. einer halben Stunde durch die Sicherheitskontrolle. Um es abzukürzen: Danach folgten nochmal ungefähr 7 Warteschlangen, ein paar etwas länger, ein paar etwas kürzer. Alles in allem dauerte der Weg vom Eingang bis zum ersten(!) Aufzug mindestens eine Stunde. So war man dann zumindest mal im 80. Stockwerk angelangt, da aber das 86. Stockwerk das eigentliche Ziel war, hiess es – oh Wunder – nochmal anstehen. Nicht sonderlich lange, aber immerhin. Endlich oben angekommen muss man schon sagen – die Aussicht ist überwältigend. Ein paar Fotos später war dann die Rückreise in den Ground Floor angesagt und das Thema Empire State Building war erstmal abgeschlossen.

9/11 Memorial & Museum

Das 9/11 Memorial und Museum war wohl eines (oder das) Highlight des New York Besuchs. Angefangen hat es natürlich, wie jede Touristen-Attraktion in New York – mit warten. Nicht etwa um ins Memorial zu kommen, sondern um erstmal Tickets für später zu kriegen. Die Wartezeit war aber im Rahmen und gewartet wurde immerhin in schöner Umgebung. „Schön“ ist vielleicht ein unpassendes Wort, denn der Ground Zero ist zwar schön aufbereitet, selbstverständlich herrscht aber eine bedrückte Stimmung – zumindest bei den Leuten, die sich bewusst sind, was hier vor 16 Jahren (!) passiert ist. Statt der beiden Twin Towers, die in die Höhe ragen, erinnern zwei Wasserbecken an dessen Standorte. Um die Wasserbecken herum befinden sich zum Gedenken die Inschriften aller umgekommener Menschen der Anschläge von 1993 und 2001 auf das World Trade Center.

Irgendwann war’s dann so weit und die Tickets waren gekauft. Der nächste Einlass sollte jedoch erst anderhalb Stunden später möglich sein. Selbstverständlich war auch dann erstmal wieder warten angesagt (Hey, wir sind in New York, da ist warten die Hauptbeschäftigung!). Als auch diese Schlange überwunden war, wurde zuerst auf einen 15-Minütigen Film eingeladen, welchen man sich hätte sparen können. Herr Bush, Herr Clinton und Frau Rice erklären im Film, wieso sie nach den Anschlägen vom September 2001 einen Krieg anfangen mussten. Es wirkte für mich ein bisschen wie eine Rechtfertigung dafür. Das mag aber auch daran liegen, dass mir die genannten Herrschaften nicht sonderlich sympathisch sind. Ob dieser Film ganz am Anfang richtig platziert ist, wage ich zu bezweifeln.

Trotzdem, irgendwann ging’s in die eigentliche Ausstellung – und diese ist äusserst sehenswert! Das Memorial / Museum ist meiner Meinung nach grossartig gemacht. Wo möglich wurden Elemente der Türme stehen gelassen und dienen nun am originalen Standort dafür, dass man sich das Ausmass vorstellen kann. Ausserdem befinden sich hunderte von originalen, eindrücklichen, traurigen Fundstücke im Museum, welche zum Nachdenken veranlassen. Sehr eindrücklich empfand ich eine originale Aufnahme eines Anrufbeantworters, auf welcher ein Sohn seiner Mutter mitteilte, dass in den Tower 1 des WTC gerade ein Flugzeug gekracht ist. Er sei jedoch in Tower 2 und somit sicher… Im Allgemeinen ist der Besuch im Memorial ziemlich eindrücklich, ziemlich fesselnd und ziemlich nervenaufreibend. Das Memorial ist aber wie erwähnt wunderschön gemacht und wird den vielen Opfern von 9/11 sicherlich gerecht!

Die Angst vor Terror

Wir waren auf dem Weg zurück in ein italienisches Restaurant, als wir einen Zwischenstopp in einem Dunkin‘ Donuts gemacht haben. Viel haben wir uns noch nicht gedacht, als wir den Laden betreten und einen Gruppe weinender Jugendlicher am Handy gesehen haben. Als wir unsere Donuts bestellt und erhalten haben und wir uns zurück zum Ausgang machten, schnappte ich aus dem Handy der verzweifelt weinenden jungen Frau genau sechs Worte auf: „… Terror Attack in New York City …“. Okay, etwas mulmig wurde mir da, aber sicherlich war das nur irgend ein Zufall oder eine Meldung aus längst vergangenen Tagen. Immernoch ohne mir viel dazu zu denken, ging es also weiter in Richtung Restaurant. An der nächsten Kreuzung rannte eine Frau mit zwei Kindern vorbei, hielt völlig panisch ein Taxi an und fragte den Fahrer, ob er bitte wenden und sie und ihre Kinder von hier weg bringen könne – da vorne wäre etwas passiert. Bei den Worten „da vorne“ zeigte Sie in Richtung Pennsylvania Station, nur ein paar Blocks weiter. Mit jeder vergangenen Sekunde waren mehr heulende Sirenen in den Strassen zu hören und so langsam aber sicher wurde es unheimlich. Gruppen von Menschen versammelten sich auf ein Handy starrend an den Strassenecken, andere hingegen schlenderten nichtsahnend oder völlig desinteressiert durch die Strassen.

Jetzt war es Zeit, Twitter um Rat zu fragen, denn sollte tatsächlich gerade irgendwas passieren oder passiert sein, wäre es vielleicht eine gute Idee gewesen, Reissaus zu nehmen. Der Hashtag #pennsylvaniastation war top trending, also musste tatsächlich irgendwas sein. Der Hashtag wurde zusammen mit #stampede und #shooting genannt, was nicht gerade beruhigte. Ausserdem waren Videos zu sehen wie Leute ihr Gepäck fallen liessen und panisch weg rannten. Das alles passierte wenige Blocks von uns entfernt. Wenige Minuten später entwarnten auf Twitter aber die ersten User: Schlussendlich stellte sich heraus, dass „nur“ eine Massenpanik ausgebrochen war, weil in der völlig überfüllten Bahn-Station von der NYPD ein Taser abgefeuert wurde und sich das wohl anhöre, wie eine Schiesserei. Glücklicherweise wurde niemand richtig schwer verletzt. Die Reaktionen gewisser Passanten hat mir aber eindrücklich gezeigt, dass anscheinend eine stete Angst vor Anschlägen und Terror in den Strassen herrscht. Selbst noch am Tag danach standen teilweise Polizeiautos an den Strassen (was sie sowieso immer machen) – jedoch wurde eine Laufschrift an den Fahrzeugen aktiviert, die darüber informierte, dass NYC im Moment „safe“ sei und kein Terror-Alarm vorherrsche.

Central Park

Der Central Park bietet neben dem hektischen Stadtleben in New York einen willkommenen Ausgleich auf schier endlosen Flächen. Im Park ist von Kutschen-Fahrten, über Schlösser und Seen bis zum Baseball-Trainingsfeld alles zu finden. Selbst an einem schönen Samstag an Ostern verteilen sich die Leute relativ gut, so kann man sogar mal drei Schritte machen, ohne gleich dem nächsten auf den Füssen zu stehen – wie gesagt, eine sehr willkommene Abwechslung. Und – oh Wunder – man steht nicht mal Schlange, damit man in den Park kommt.

High Line

Die High Lane war bis vor wenigen Jahren noch ein Geheimtipp unter New York Reisenden. Inzwischen gehört das der Vergangenheit an. Die Idee ist grundsätzlich toll: Aus einer stillgelegten Hochbahn wurde ein „Park“ errichtet – viel eher ist es jedoch ein Gehweg, welcher über die alten Tracks führt und mehr oder weniger begrünt wurde. Auch hier gilt leider wieder; mit Entspannung ist es nicht so weit her, denn wenn man nicht jederzeit aufpasst, wohin man läuft, steht man schon im nächsten Touristen, der gerade den Fluss gestört hat, weil er für ein Foto angehalten hat.

Und sonst so?

M&M’s Store

Direkt am Times Square befindet sich der berüchtigte M&M’s Store. Noch während ich diesen Text schreibe, verputze ich tonnenweise blaue M&M’s, denn das ist der grosse Vorteil an diesem Store, mann kann genau die Sorten auswählen, die einem am meisten belieben! Allerdings gibt es dabei auch einen kleinen aber feinen Nachteil: Der Preis ist jenseits von Gut und Böse – es scheint, als ob man den Strom für den riesigen Bildschirm über dem Shop mit bezahlen würde.

Wall Street

Ähhmm, ja.. die Wall Street… Der berühmte Bulle.. Bestimmt würde der toll aussehen, bestimmt wäre er prädestiniert für tolle Fotos. Ich glaube, ich habe in diesem Beitrag schonmal erwähnt, dass man für manche Sachen in New York Schlange stehen muss – eine davon ist, um Fotos des Bullen zu machen. Doch selbst wenn man die Schlange hinter sich hat, der Bulle ist zu jeder Zeit von geschätzt 100 Leuten umgeben, die entweder darauf herum klettern, seine Hörner anfassen oder einfach neben seinem Kopf posieren. Ich habe versucht ein Foto zu machen, auf welchem keine Touristen zu sehen sind. Das eine Horn und der wedelnde Schwanz sind darauf zu sehen – sonst nix! 🙂

Im Moment (und das nur temporär) steht dem Bullen gegenüber das „Fearless Girl“, welches grosse Diskussionen auslöst. Der Künstler, welcher den Charging Bull erschaffen hat, klagt gegen die Platzierung des Fearless Girl und auch die Öffentlichkeit ist sich nicht ganz sicher, ob das Mädchen ohne Angst dem Bullen gegenüber stehen sollte oder nicht.

State of Liberty

Die Freiheitsstatue haben wir schlicht nicht besucht. Wir haben sie zwar mal vom Ufer gesehen, aber eine Fahrt um oder zur Statue ist nicht mehr drin gelegen.

Brooklyn Bridge

Der Fussweg über die Brooklyn Bridge war leider ganz leicht überfüllt, als wir ihn in Angriff nahmen. Dummerweise war just zu dem Zeitpunkt eine Prozession in Gange (ihr erinnert euch – es ist Ostern) – selbstverständlich in die Gegenrichtung. Und die Tausenden(!) von Menschen, die uns entgegen kamen, nahmen selbstverständlich ganz viel Rücksicht auf „Gegenverkehr“. Stimmt, das war Ironie, denen war ziemlich egal, ob da sonst noch jemand Interesse hat, über die Brücke zu laufen oder gar zu fahren.

Grand Central Station

Der Besuch der Grand Central Station wurde sogleich als Gelegenheit genutzt, per Metro zur High Lane zu reisen. Auch wenn es ein bisschen Geduld gebraucht hat, die richtigen Tickets und Züge zu finden. Die Central Station ist eine schöne, klassische Station für jegliche Arten von Transport, in erster Linie aber der Metro und der Züge.

New York Fazit

Wenn ich mich selber zitieren darf:

Kennt ihr das? Wenn man an einen Ort kommt und man schon nach 5 Minuten spürt, ob einem der Ort sympatisch ist oder nicht?

Nun, der Eindruck hat sich bis zum Schluss nicht geändert. Vielleicht lag es zusätzlich auch noch daran, dass der Aufenthalt an Ostern nicht optimal ist für klassisches Sight-Seeing, aber selbst ohne Ostern bin ich überzeugt, dass man die meiste Zeit in New York mit warten verbringt. Wenn man teilweise selbst für die Überquerung einer Strasse an einer Warteschlange anstehen muss, dann geht mir das zu weit. Aber schlussendlich ist es egal, was man hier macht – warten gehört immer dazu. Im Empire State Building kann ich das noch nachvollziehen, auch bei gewissen Museen. Aber um eine Strasse zu überqueren? Um durch einen Park zu laufen? Um Eintritt in einen Shop zu erhalten? Um auf einen Bus (bzw. den der nach dem folgt, der nach dem gerade hier stehenden folgt?) zu kommen? Nein, mir persönlich ist das zu viel. Keine Frage, New York bietet schöne Orte, spannende Sehenswürdigkeiten und es ist irgendwie ein spezielles Gefühl in der „Stadt der Städte“ zu sein. Ich möchte New York auch auf keinen Fall schlecht reden, aber mein’s ist’s schlicht und einfach nicht und ich bin nicht unbedingt traurig, dass morgen ein Flieger an die Westküste wartet…

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